Als das Oberkasseler Rheinufer autofrei wurde
Düsseldorfer Rheinkirmes vom 15.07. bis 23.07.1989
Text: Oliver Ziegler Bilder: Bremser Presseberichte / -fotos: Rheinische Post, Fotografen wie zu lesen
Fuhr man früher, d.h. vor 1989, mit dem Auto zur Größten Kirmes am Rhein nach Düsseldorf-Oberkassel, dann genoss man den Luxus, seinen Wagen, beginnend unter der Rheinkniebrücke in Richtung Neuss, einfach direkt am Rheinufer parken zu können, also unmittelbar neben bzw. hinter dem großen Festplatz. Doch war die Veranstaltung dann vorbei, waren die Wiesen dort völlig kaputt gefahren, das Gras großflächig nicht mehr vorhanden und tiefe Furchen durchzogen das Areal. Es war also klar, dass dieser Vorzug des Parkens direkt am Platz umwelttechnisch eigentlich nicht mehr tragbar war. Hinzu kam, dass die Besucherzahlen gerade der auswärtigen Besucher immer weiter anstiegen und somit die Belastung durch das Parken am Rheinufer immer höher wurde. Ganz zu schweigen von dem jährlichen 9-tägigen Verkehrskoller in Oberkassel und der extremen Störung der Anwohner.
So entschloss man sich 1989, die Rheinwiesen für Autos komplett zu sperren. Als zukünftigen großen Parkplatz erkor man den Messeparkplatz P1 “Messe / Rheinstadion” aus. Ab hier wurde ein Pendelbusverkehr zu den Rheinwiesen eingerichtet. Also ein großes Areal zum Parken, aber sehr weit entfernt vom Festplatz. Diese Maßnahme schürte einige Ängste bei den Schaustellern und sorgte auch an anderen Stellen eher für Skepsis, wie man den diesen Rückblick beigelegten Presseartikeln entnehmen kann. Heute kann man sagen, die Ängste bestätigten sich nicht, das Konzept bewährte sich, die Besucherzahlen stiegen im Laufe der Jahre nochmal um 50% und so pendeln die Busse bis heute erfolgreich. Und wer das nicht mag, kommt einfach direkt nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 1989 aber war diese große Änderung ein wichtiges Thema auf den Rheinwiesen.
Im Mittelpunkt jedoch stand selbstverständlich die Kirmes und ihre Attraktionen. Zur Jubiläumskirmes 1988 hatte man am Rheinufer die beiden Großachterbahnen der Firma Bruch direkt nebeneinander platziert – ein phantastischer Anblick. 1989 sind der Viererlooping Thriller und die Achterbahn ebenfalls wieder beide vertreten, doch steht die loopingfreie Variante dabei im Erker, also ein gutes Stück entfernt vom Großachterbahn-Standplatz, auf dem der gewaltige Viererlooping auch im vierten Jahr auf der Reise begeistert. Ebenfalls vertreten ist die Wilde Maus von Göbel, damals noch in der Urvariante aus Holz, die am Ende der Radschlägerstrasse, unweit des Riesenrads, Platz findet. Die Wildwasserbahn wird wiederum von den Schaustellern Meyer/Steiger in Form der Wildwassserbahn 2 aus dem Hause Mack präsentiert.
Fünf Platzneuheiten sind auf der Rheinwiese 1989 zu finden, darunter eine Premiere. Die heute von fast allen Grandplätzen in Deutschland nicht mehr wegzudenkende Motorradsteilwand Show der Sensationen von Blume hält auf der Größten Kirmes am Rhein ihre erste Veranstaltung. Ebenfalls zum ersten Mal mit dabei ist das große Laufgeschäft Erdbeben der Firma Fellerhoff. Das 3-Etagen-Geschäft ist eine Mischung aus Funhouse und Katastrophensimulationsanlage. Das dritte, für Düsseldorf neue Laufgeschäft, ist das Domino von Barth-Schulze, das mit seinem großen, bunten Clownkopf ein echter Blickfang auf der Rheinstraße ist, wie man auf einem der obigen Pressefotos gut erkennen kann.
Vor der Rheinkniebrücke, direkt neben der Geisterschlucht von Renoldi gastiert 1989 zum ersten Mal der Centrox von Gräfe. Als Nachfolgemodell der Galactica feierte Centrox vom Hersteller SDC auf dem Frühjahrssend in Münster im Frühjahr des selben Jahres Premiere und präsentiert sich, unterstützt durch die tolle Gestaltung und die abendliche Illuminierung, auch auf dem schwierigen Standplatz in Düsseldorf immer gut besucht. Bis heute Stammbeschicker ist die fünfte Düsseldorf-Neuheit 1989: Der Huss Magic Circus Circus der Schausteller-Kooperation Howey / Oscar Bruch jun., Oscar Bruch sen.. In seiner einzigartigen bunten Aufmachung als Circusmanege, die maßgeblich auf den Ideen von Manfred Howey basiert, hebt er sich von allen anderen reisenden Magic Varianten in Deutschland ab und erfreut sich bis heute in Düsseldorf sehr regen Zuspruchs.
Weiterhin vertreten sind die Seesturmbahn Happy Sailor von Howey, der Huss Condor Ikarus von Distel, der Ranger des Schaustellers Schäfer, der gegenüber der Super Rutsche von Göbel in der Querreihe zu finden ist, der Disco Round von Hanstein und der Rainbow von Eberhardt. Das Huss Schaukelschiff Alte Liebe von Schneider schaukelt diesmal in der Rheinstraße, während die Schlittenfahrt von Bruch auf Eck gegenüber des Riesenrads von Willi Bruch zu finden ist. Das Ufo Alpha 1 von Meeß, der Playball von Claus, der Riesen-Polyp von Schultze, der Musik Express Hot Snow von Zimmer, der Wellenflug der Firma Hanstein, der Hopser Kesseltanz von Malfertheiner, der auf unserem Opener zu sehende Hexentanz von Ludewigt aus Oldenburg, der Break Dance No. 1 von Kinzler, der selbst steuerbare Sky Rider von Häsler, die Südseewellen von Barth als zweite Schlittenfahrt, der Calypso von Biermann, die Enterprise von Feldl und ein Kettenflieger runden das riesige Angebot an Fahrgeschäften auf der Größten Kirmes am Rhein 1989 ab.
Zu einer Fahrt oder einen Gang durch die dunkle Geisterwelt laden, neben der schon genannten Geisterschlucht, die Geisterschlange von Lehmann und Nosferatu der Firma Schütze aus Oberhausen ein.
Im Bereich Schau- und Belustigung sind außerdem das Cinema 180 von Gunz, das Movie Shuttle von Schäfer, das Psycho von Pluschies, der nostalgische Spiralenrutschturm Goldener Toboggan von Fischer, Pluschies’ Rotor, die Mister Miller Show von B. Miller und die Boxbude Sportpalast von Lemoine vertreten.
Auch wieder mit dabei sind die Affenschaukel Looping the loop von Arens, die 3-Stock-Go-Kart-Bahn von Kling und die drei Autoskooter von Hartkopf-Osselmann, Kropp und Eylart.
Nach so vielen Fakten wünschen wir Ihnen nun aber viel Spaß beim Betrachten der Bilder von den Rheinwiesen anno 1989!